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Flügel Reparatur Steinway & Sons Model A 188cm

Vorschau Bechstein

Reparatur eines verschandelten Steinway Flügels

Gehäuserekonstruktion, Gussplattenbronzierung und Co.

An Hand dieser Reparatur eines Steinway & Sons Flügels können die typischen Probleme einer früheren, schlecht durchgeführten Reparatur nachvollzogen werden. Egal wie gut eine Reparatur durchgeführt wird, es werden dabei immer einige der ursprünglichen Details verwischt. In diesem Fall wurde im Laufe der Zeit leider sehr viel verändert. Daran sieht man wie wertvoll ein im Original erhaltener Flügel sein kann. Der hier vorgefundene Zustand entspricht leider auch einem typischen Alterungsbild, denn eine solche Modernisierung ist über die Jahre vielen Flügel widerfahren. Zunächst zum Ausgangszustand vor den Arbeiten: Neben dem üblichen Alterungsverschleiß hinsichtlich Stimmhaltung, Resonanzboden-Risse und Beeinträchtigung der Spielbarkeit, sind hier die Gussplattenbronzierung und das Gehäuse sehr mitgenommen.

 

Ausgangszustand vor der Reparatur

Bechstein A 03Auf dem linken Foto sind auf dem zweiten Blick einige interessante Details zu sehen. Die Tastenklappe und das Gehäuse weisen eine andere Furniermaserung auf als das Notenpult, der Deckel und die Beine. Auch passt das Design dieser Komponenten nicht zusammen. Ein typischer Fall von Modernisierung des Gehäuses. Die Eigentümerin dieses Instruments hatte sich zuvor auch andere Reparaturangebote eingeholt und man wollte diesen Flügel noch weiter modernisieren und in ein gerades schwarzes Kunststoffkleid hüllen. Da es sich bei dem Instrument um ein geschätztes Familienerbstück handelt, kam dieser Weg jedoch nicht in Frage. Stattdessen haben wir versucht herauszufinden welches das ursprüngliche Design gewesen sein könnte.

 

Flügel-Akustik reparieren

Bechstein StimmstockWie bei jedem alten Flügel kommt der frische Klang mit der richtigen Behandlung des Resonanzbodens zurück. Bei Steinway-Flügeln gilt dies insbesondere, da diese unverwechselbare Klangdynamik nur bei perfektem Gleichgewicht zwischen Resonanzboden und Mensur funktioniert. Hierzu füllen wir die bei der Wölbung und Trocknung entstandenen Risse ausschließlich mit Holz aus anderen alten Resonanzböden. Nicht nur das Deckfurnier ist aus dem sehr harten Rio-Palisander, auch der Kern dieser Steinway-Raste ist aus sehr massiven Dickten zusammengeleimt. So wird die Energie im gut gespannten Resonanzboden von den Gehäuseseiten gut reflektiert. Steinway hat zu dieser Zeit hohen Wert auf beste Materialien gelegt. Das merkt man auch noch nach 100 Jahren. Darum ist es ausreichend hier den Steg nur zu reinigen, keine Stegrisse müssen repariert werden. Mehr Theorie zur Akustischen-Anlage gibt es im Menü Piano-Blog.

 

Steinway Flügel in Riopalisander

Bechstein A 26

Der Kenner hat vielleicht gleich erkannt, dass der originale Flügel in Rio-Palisander furniert war. Ein unvergleichlich schönes Holz welches heute geschützt ist und hohen Auflagen unterliegt. Die modernisierten Komponenten wurden wahrscheinlich in Santos-Palisander furniert, ein Holz das recht gerade Linien hat. Das dagegen schön geflammte Rio-Palisander kommt nach dem Abschleifen des alten vergilbten Lacks sehr schön zum Vorschein. Aus den übriggebliebenen Spuren am alten Gehäuse haben wir auf ein Design mit einigen geschnitzten Komponenten geschlossen.

 

 

Holzmalerei

Bechstein A 51Früher wurden oft Teile die schwer zu furnieren waren aus Kostengründen imitiert. Diese Kunst eine Holzmaserung einer Holzsorte auf eine andere zu übertragen wurde in vereinfachter Art auch oft bei Flügelbeinen eingesetzt. Mit einiger Mühe ist so möglich ein schlüssiges Gesamtbild zu kreieren. Um es ein bisschen zu vereinfachen, wurden die Beine und auch der übrige Flügel etwas abgedunkelt. So entspricht die Farbwirkung in etwa dem von jungem Rio-Palisander.

 

 

Steinway Gussplatte bronzieren

Bechstein A 26

Eigentlich sind die alten Steinway-Gussplatten meist sehr hochwertig lackiert worden. Doch in diesem Fall wurde in der Vergangenheit die Gussplatte hässlich überlackiert. Wir haben die alte Lackierung bis auf den Asphaltgrund entfernt und anschließend eine traditionelle Bronzierung aufgetragen. Dabei wird eine passende Brozepulvermischung auf eine klebrige dünne Ölschicht gestäubt. Nachdem diese Schicht trocken ist, kann ein transparenter Decklack aufgetragen werden. Im Gegensatz zu einem Bronzepulverlack in dem die Pulver-Flocken diffus verteilt sind, bilden sich auf der klebrigen Ölschicht ein sehr dünner folienartiger Pulverfilm. Das Reflexionsverhalten ist demnach völlig anders. Eine ausführlichere Beschreibung der Bronzierung ist im Piano-Blog zu finden.

 

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