Headder

Forschung & Entwicklung

Ibach

Handwerk

Tasten

Kunst & Geschichte

Startseite Kunst

Episode 4: Von der Taste zum Ton!

Das Hammerröllchen

HammerröllchenEs gibt solche kleinen Details, die erst einmal gar nicht weiter auffallen. Sind sie jedoch einmal im Bewusstsein werden diese Kleinigkeiten bedeutsam. Mir sind in diesem Zusammenhang einige solcher Details in den Sinn gekommen. Anhand 10 kleiner Episoden verfolgen wir den Impuls vom Finger durch den Flügel bis ins Ohr.

Der Beitrag über das Hammerröllchen könnte so kurz sein wie das Röllchen klein ist, ABER! Ich bin so frei hier über Reibung im Spielwerk zu schreiben. Da am Röllchen viel Reibung stattfindet, passt das hier gut hin.

Was bedeutet Reibung und warum stört diese? Nun es wird als normal empfunden, wenn sich die Taste mit ca. 50 Gramm Belastung niederdrücken lässt. Im Bass etwas mehr, im Diskant etwas weniger, mit einem gleichmäßigen Verlauf. Nun Reibung bedeutet ganz praktisch, dass die Taste einmal herunter gedrückt nicht mehr mit 50 Gramm wieder hoch drückt sondern vielleicht nur mit 20 Gramm. Es wird nun klar, dass wenn die Reibung noch stärker wird, die Taste von alleine nur sehr langsam hochkommt. Schafft man es dagegen die Reibung zu reduzieren, wird die niedergedrückte Taste wieder angenehm hochspringen. Bei gleichem Niedergewicht von 50g fühlt sich das Spielgefühl nun viel leichter an.

Das Gegenteil von Reibung bedeutet bei Spielwerken aber nicht nur Spielkomfort, sondern auch ein Risiko, dass etwas anfängt zu klappern. Also ein schmaler Pfad zum Optimum.

Nun, wenn alle Reibung in der Klaviatur, dem Pilotpunkt und den Achsen minimiert ist, so bleibt immer noch eine gehörige Portion Reibung zwischen Stoßzunge und Hammerröllchen. Diese Reibung spüren wir im Auslösepunkt in der Taste ganz deutlich, sogar zum Teil angenehm, da wir so eine Rückmeldung vom Spielwerk bekommen.

Was wir uns nun wünschen würden ist eine ganz gleichmäßige Rückmeldung. Dies wird im Bass allerdings anders aussehen als im Diskant, da ja die Hammergröße und damit das Gewicht einen Verlauf hat. Nun sind zwei Parameter von großer Bedeutung. Und zwar ist das einmal die Beschaffenheit des Röllchens selbst und zum anderen das Gewicht der Hammerköpfe.

Die Beschaffenheit der Röllchen liegt am Material und an der Geometrie. Grob gibt es Röllchen mit 9 und mit 10 mm Durchmesser, sowie mit Kunstleder und mit echtem Hirschleder. Die Festigkeit, zu der die Rolle verpresst ist, spielt auch eine Rolle. Nun hat das eine oder andere Vor- und Nachteile, wichtig bleibt aber die Gleichmäßigkeit und eben diese kann eine alte, eingespielte Rolle nicht mehr liefern. Darum wechseln wir diese selbst bei der am besten erhaltenen Mechanik.

Zur Hammermasse: Die Reibungskraft an der Rolle hängt u.a. mit der Gewichtskraft der Hämmer zusammen. Nun ist es so, dass über den Hebel im Hammerstil die Kraft vom Hammerkopf am Röllchen versiebenfacht. D.h. 1g schwerere Hämmer entsprechen 7g mehr Gewicht am Röllchen. Das ist der Grund, warum das Erneuern der Hammerköpfe oft eine „Verschlimmbesserung“ ist. Ungeachtet dessen, was früher der Mechanik angedacht war, sind die heute gängigen Hammerköpfe viel schwerer als das Original. Damit bekommen wir zusätzliche Reibung und ein träges Spielgefühl, denn das Spielwerk von damals war nicht für so schwere Hammerköpfe konstruiert.

Ein Gefühl für die Gewichtskraft der Hämmer bekommt man leicht, wenn man einmal eine Melodie mit der rechten Hand im Bass spielt oder umgekehrt.