Lipp-Haustein Flügel,
die Einzigartige Verschmelzung von Kunst und Handwerk im Jugendstil.
Viele Künstler zur Zeit des Jugendstil haben es sich zur Aufgabe gemacht nicht nur einzelne isolierte Kunstwerke zu gestalten, sondern größere zusammenhängende Konstrukte zu erschaffen. So galt es nicht nur die äußere Architektur eines Gebäudes zu entwerfen, sondern bis ins kleinste Detail das Außen und das Innen in Einklang zu bringen. Heute würde man vielleicht statt Künstler die Bezeichung Designer hierfür verwenden, da viel Nützlichkeit mit Ästetik verbunden wurde. Es sei dem Leser an dieser Stelle empfohlen einmal alte Fotos von Jugenstil Häusern zu durchstöbern, der Detailreichtum ist einfach beeindruckend.
Zur Hochzeit des deutschen Klavierbaus um 1900 wurden viele Instrumente in speziellen Stilrichtungen gebaut z.B. Rokkoko und Historismus. Vielen Instrumenten gab man zeitgenössische Formen, die viele Elemente des Jugendstils wiedergaben, manchmal so sehr, dass man von einem Jugendstil Instrument sprechen würde. Aber im eingendlichen Sinne fehlt dabei noch der formale Zusammenhang zu der künftigen räumlichen Umgebung des Instruments. Anders verhält es sich bei diesem Lipp Flügel. Wie auch andere bedeutende Jugenstil Flügel, z.B. von Olbrich und Behrens, wurde dieser Lipp Flügel für einen speziellen Salon entworfen. Für die Villa Commerell in Höfen hatte sich der Architekt Hans Weirether den Jugendstil Künstler Paul Haustein für einige Innenraum-Gestaltungen zur Hilfe genommen. So gestaltete Paul Haustein unter anderem das Musikzimmer samt Flügel und anderer im Stil passender Möbel. Solche Projekte, in so einem Umfang waren selten und somit sind diese Instrumente auch besonders hervorzuheben. Von den Jugendstil Austellungen auf der Mathildenhöhe in Darmstadt ist bekannt, dass man versucht hatte Einzelstücke aus so einem Individualhaus anschließend in Serie oder zumindest in Kleinstserie zu produzieren. So geschah es mit dem Mand-Olbrich Flügel, bei dem der Protutyp für ein spezielles Zimmer entworfen wurde, die leicht abgewandelten Nachbauten dann aber einzeln verkauft wurden. An dieser Stelle eine Verlinkung zu unserem Mand-Museum wo zwei Beiträge zu Mand-Olbrich zu finden sind.
Interessanterweise ist bei diesem Lipp-Haustein Flügel nicht nur das Design speziell, auch die Machart unterscheidet sich etwas zu den übrigen Serieninstrumenten. Wir nehmen an, dass der Flügel nur teilweise von Lipp gebaut wurde. Wahrscheinlich sind einige der speziellen Gehäuseteile von der Firma gebaut worden, die auch die übrigen Möbelentwürfe umgesetzt hat. Zu dieser Vermutung kommen wir aus zwei Gründen. Die Beine sind sehr schmal und ohne Metalwinkel an dem Flügel befestigt, eine technische Umsetzung, die für Flügel äußerst unüblich ist. Noch interessanter ist aber die Lackierung. Beine und Lyra sind bläulich gebeizt und transparent Lackiert. Diese sind nur wenig ausgeblichen. Beim übrigen Flügel wurde braun gebeizt und blau Lackiert. Dieser Lack ist an vielen Stellen vergilbt und nur noch braun. So scheint es, dass verschiedene Lackierer an dem Instrument gearbeitet haben.
Bei der Restaurierung galt es in diesem besonderen Fall, den Ausgangszustand und die Arbeiten gut zu dokumentieren, um die Hintergründe möglichst zu bewahren. Neben einer Foto und Text Dokumentation, wurde ein Teil der ersetzten Teile aufbewart. Einige Fotos zu den Restaurierungsarbeiten sind in der Rubrik "Flügel Restaurierung" zu finden.